Benefizabend

zugunsten der

Flutopfer in Sri Lanka

durch Sibille Brenner


Aus dem Quickborner Tageblatt:
 

Die 150 Zuhörer in der katholischen Kirchengemeinde St. Marien waren wieder einmal begeistert von der Autorin und Kabarettistin.

Von Peru und gesundem Besitzstreben
von Christian Wermke

„Aller Anfang ist schwer. Aber das heißt ja nicht, dass das Ende immer leicht ist. Ein Ende mit Schrecken ist ja bekanntlich besser als ein Schrecken ohne Ende. Soll man dann gar nicht erst anfangen?“ Zum Glück dachte Autorin und Kabarettistin Sibille Brenner nicht weiter über diese Frage nach und begann mit der Lesung von „Altbekanntem und neuem Unveröffentlichten“. Zuerst entführte das Sprachtalent die mehr als 150 Zuhörer der katholischen Kirchengemeinde St. Marien nach Peru, wo sie im zweiten Weltkrieg nach der Flucht aus Schlesien selbst viele Jahre gelebt hatte. Sie erzählte von Don Frederico, der mit seiner Freundin Queen Anne, einer Whiskyflasche, den harten Alltag in Südamerika durchlebt: „Ein kleiner Mann kauft sich ab und zu einen edlen Tropfen in einem Geschäft. Die Reichen unterstützen hingegen neue Wirtschaftszweige, um nicht das Wort Schmuggel zu verwenden, und kaufen Flaschen in größeren Mengen, um sie später noch teuerer zu verkaufen.“ Peruanern sei ein soziales Netz ebenso fremd wie Eskimos ein Sonnenschirm.

Von Peru ging die humorvolle - aber auch ebenso zum Nachdenken anregende - Reise weiter nach Deutschland. „Wir sind ja eigentlich das Land der Volksmusik. Sehr altertümlich, ich weiß, aber das passt ja zu mir.“ Doch da Brenner nicht singen könne, habe sie stattdessen ein paar altertümliche deutsche Sprichwörter zusammengetragen und hier und da etwas abgeändert. „Nicht dass Sie jetzt Denken, Geiz ist geil` sei ein Sprichwort. Apropos Geiz - das sagt man ja heute auch nicht mehr. Es heißt jetzt ´gesundes Besitzstreben´.“

Auch die Gebrüder Grimm wurden nicht verschont: „Wie sagt eine bekannte Märchenfigur noch gleich? Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß. Wie kann es gut sein, etwas nicht zu wissen - schauen Sie sich doch nur einmal PISA an.“ Doch Brenner übte nicht nur Kritik an der Gesellschaft - sie grub auch ganz tief in ihrem eigenen „Brunnen der Vergangenheit“. „Ich wurde einmal gefragt, wie ich die Reichsprogromnacht 1938 erlebt hatte. Wie wichtig sind solche Geschehnisse für Kinder? Ich kann mich nur erinnern, dass Leseverbot für mich eines der schlimmsten Ereignisse meiner Kindheit war, gleich nach Rosenkohlessen.“

Mit Beifallsstürmen wurde die Autorin nach ihrer Lesung im Gotteshaus bedacht. „Sibille Brenner einmal anders“, lobte Pfarrer Wolfgang Guttmann die gelungene Darbietung. „Typisch kritisch und frech, aber auch sehr persönlich.“ Am meisten habe ihn ihre eigene Lebensgeschichte bewegt. „Eigentlich wollten wir die Einnahmen dieser Benefizveranstaltung unserer Kirche zukommen lassen“, erklärte Felicitas Strassberger, Vorsitzende des Kirchenvorstands. Doch nun solle das Geld für die Flutopfer in Südasien gespendet werden. Das Geld gehe in ein 40 000 Einwohner-Dorf in Sri Lanka, das durch die Flutwelle komplett zerstört wurde. „Eine Bürgerin aus unserer Gemeinde kommt aus diesem Dorf und hat durch die Katastrophe viele Angehörige und Freunde verloren. Dort wird unsere Hilfe direkt benötigt“, betonte Guttmann.